Mittwoch, 24. September 2008

Mehr U18 Discos gefordert

Moosburg – Die Ausgehmöglichkeiten für Jugendliche unter 18 sind im Landkreis Freising nicht gerade rosig. Grund dafür ist, dass immer weniger Veranstalter bereit sind, sogenannte Erziehungsaufträge zu schreiben. Jasmin Kern nutzte die Gelegenheit, bei der Wahlveranstaltung der Julis und der FDP in Moosburg, den ebenfalls noch der jüngeren Generation zuzurechnenden Landtagskandidaten Thobias Thalhammer darauf anzusprechen.
Mittlerweile hat sich ebenfalls herausgestellt, warum einige Wirte sich nicht auf das Konzept „Erziehungsauftrag“ einlassen. Grund dafür ist die Haltung des Landratsamtes. Auf Nachfrage teilte das Landratsamt nämlich mit, wie sie den Erziehungsauftrag interpretieren. Auf den Jugendlichen dürfen nämlich lediglich Freunde der Eltern oder der größere Bruder oder jemand der ein Autoritätsverhältnis hat aufpassen. Nicht aufpassen, dürfen so das Landratsamt Freunde des oder der Jugendliche und auch nicht der volljährige Partner/Partnerin. Wird dagegen verstoßen droht dem Wirt ein empfindliches Busgeld. Folge: Die Wirte sind total verunsichert. Als Wirt kann man schließlich nicht in die Köpfe der Jugendlichen schauen: „Wenn eine 17-jährige mit einem 35-jährigen ankommt, dann mag es zwar wahrscheinlich sein, dass das eher ein Bekannter ist. Es kann aber genauso gut ihr Partner sein. Und wenn sie dann zu viel trinkt, bin ich schuld“, beschwert sich ein Party-Veranstalter und fügt hinzu: „Also lass ich gar keine mehr rein“
Unter der konfusen Anweisungen haben allerdings nicht nur Wirte, brave und auch weniger brave Discobesucher zu leiden. Das eigentliche Ziel, die Jugendlichen vor Alkoholmißbrauch zu schützen wird sogar auf den Kopf gestellt. Die betroffenen Jugendlichen bleiben entgegen den Erwartungen des Landratsamtes nicht einfach zu Hause.
Es werden sogenannte Privatpartys organisiert. Und dort wird sogar wesentlich mehr Alkoholkonsumiert. Während in Discos gerade für die Jüngeren das Tanzen und Musik hören im Vordergrund steht, ist dies bei den Privatpartys nicht möglich. Diese finden nämlich meist in „sturmfreien Buden“ statt, also wenn die Eltern mal gerade nicht zu Hause sind. Da aber die Nachbarn in der Regel zugegen sind, kann die Musik nicht wirklich laut aufgedreht werden. Also wird eher auf Alkohol gesetzt. Zudem kommt, dass dort Schnapps, Bier und Wein noch sehr erschwinglich sind, während Cocktails auf einer Beachparty doch das Taschengeld enorm belasten.
Natürlich gibt es auch bei offiziellen Parties Alkoholmißbrauch durch Jugendliche. Dort kommt dann aber im Zweifel der Krankenwagen und hilft. Bei einer Privatparty will aber niemand beim Roten-Kreuz anrufen. Und auch die Gefahr, dass im Zustand des Rausches andere Dummheiten begangen werden, ist bei dieser privaten Zusammenkünften wesentlich größer.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Interessantes Thema.
Leider muss ich in Sachen Jugendschutzgesetz, was die Aussage des Landratsamtes betrifft eindeutig widersprechen.
Der deutsche Gesetzesgeber liefert hierzu eine klare und unmissverständliche Aussage zur Erziehungsbeauftragung.
Demnach bleibt es einzig und allein den Eltern vorbehalten, zu entscheiden welche Person die nötige Autoriät gegenüber der zu beaufsichtigenden Person hat. Es gibt hierzu nur folgende Voraussetzungen von rechtlicher Seite: Die Person muss mindestens das 18. Lebensjahr vollendet haben und die nötige Reife haben um für eine minderjährige Person die Aufsichtspflicht zu übernehmen.
Theoretisch bedarf es nicht einmal einer schriftlichen Erklärung der Eltern über die Bevollmächtigung zur Vorlage - dies wird nur gemacht weil es "Gang und Gebe" ist und den Wirten und Veranstaltern eine Art Sicherheit bietet.

Das Problem ist, dass eine solche Erziehungsbeauftragung von Amt zu Amt unterschiedlich behandelt wird. Jedoch, sollte es durch einen angeblichen Verstoß zu Schwierigkeiten kommen, würde ich als Veranstalter oder Betreiber sofortigen Widerspruch gegen die Amtshandlung einlegen und gegen bearbeitende Stellen klagen.

Denn...
Vieles passiert heutzutage in deutschen Ämtern - jedoch Ahnung von dem was Sie da tun, haben die Beamten meist nicht. ;)


Es wäre allerdings wirklich schön und auch von Nöten, dass sich im Raum Freising etwas für die Jugend tut.