Mittwoch, 8. Oktober 2008

Vortrag Tansania

„Nein es funktioniert nicht alles nach Plan“ - Einen erstaunlich offenen und ehrlichen Einblick in die Tücken der Entwicklungshilfe gab Ing. Volker Hubrich gestern im Pfarrheim Moosburg. Das Pfarrer-Nikolaus-Reichl-Werk stellte verschiedene Projekte vor. Sudan, Ghana, Kenia, Äthiopien – von Überall gab es etwas zu vermelden. Im Mittelpunkt stand jedoch eine Schule in Tansania. Volker Hulbrich, der die Bildungseinrichtung vor Ort betreut, und mehrmals auch dort zu Besuch war, konnte den interessierten Zuhörern ein paar genauere Details liefern. Allein die Rahmendaten zeugten schon von den mannigfaltigen Schwierigkeiten. Das Einkommen eines Tageslöhners in der Landwirtschaft beläuft sich auf knapp 250 Euro im Jahr. Das Schulgeld bis zu 350 Euro. Hinzu kommt, dass eine Familie meist aus zahlreichen Kindern besteht. Also rein rechnerisch ist so eine Schulbildung gar nicht finanzierbar. Tatsächlich finanzieren die Clans meist die Ausbuildung der Kinder. Doch diese Medaille hat auch eine andere Seite. Nachdem die Schüler einen gut bezahlten Beruf ergriffen haben, müssen sie wieder bis zu 90 Prozent ihres Gehaltes an den Clan abliefern.
Um zumindest die Nahrungskosten gering zu halten, hat die Kirche der Schule eine 150 Hektar große Farm zur Verfügung gestellt. Dort wird Mais und Bohnen für die fast 500 Schüler angebaut. Für die Kinder heißt das freilich, nach dem Unterricht aufs Feld gehen. Mittlerweile wurde auch ein Elefantenzaun errichtet, um zu verhindern, dass die Dickhäuter auf das Feld kommen, und alles zerstören. Aber nicht alles läuft nach Plan. So scheiterte der erste Versuch einen Gemüsegarten anzulegen an der Trockenperiode. Alle Planzen verdorrten. Aber es wird einen neuen Ansatz geben, so bald man mit einem neuen Wassermanagment in der Lage ist, das Gemüse durch die Dürrezeit zu bringen. Zur bearbeitung des Feldes steht genau ein einziger Traktor und ein Anhänger zur Verfügung. Und den Traktor in Schuss zu halten ist ebenfalls ein Problem. Keilriemen anziehen, Ölfilter auswechseln etc. Das wurde bei den landwirtschaftlichen Maschinen, die sich im Besitz der siortigen Diözese befinden, durchaus vergessen. Ein Fehler der Landarbeiter? Nur bedingt. Der wer nicht lesen kann, der hat eben seine Schwierigkeit mit dem Verstehen von Gebrauchsanleitungen. Auch das Anlernen von Mechanikern war nur eine bedingte Erfolgsgeschichte. Die angelernten Mechaniker waren nämlich bald so gut, dass sie sich auf den Weg in die größeren Städte machten, wo sie wesentlich mehr verdienen konnten.
Die Schule ist eine Art Hauptschule. Derzeit kommen eine weiterführende Highschool und eine Berufsschule hinzu. Ein Blick in die Schreinerwerkstatt zeigt ein heilloses Chaos. Allerdings ist es schwierig da etwas zu ändern. Den Auftreten als kolional Herren bringt schlichtweg gar nichts. Man muss die Leute einfach selber machen lassen. Und dass das durchaus erfolgreich geht, zeigen die Näherinnen, die mittlerweile mit großem Geschick schon die Schuluniformen fertigen.
Aber nicht nur in Afrika auch schon in Europa läuft einiges schief. So hat die Schule einen Computerraum mit vielen Computern. Nur: Kein einziger der Computer funktioniert. Die Spende war nämlich lediglich geschickt getarnte Entsorgung von Wohlstandsmüll.
Aber auch manches gut gemeinte ist nicht wirklich sinnvoll. Kleiderspenden sind in vielen afrikanischen Ländern eine gute Sache, die viel positives bewirken kann. In Tansania hingegen konnten die gespendeten Kleider nur an einen Großankäufer losgeschlagen werden. Grund: Die Konkurrenz durch billige Importware aus China.
Fazit des Referenten: „Bei Entwicklungshilfe ist es immer wichtig, dass ein Mitarbeiter vor Ort ist, der sich auskennt. Ansonsten wird das Geld einfach verschleudert.“

Von Tansania

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