Freitag, 17. Oktober 2008

Bürgerversammlung Pulling

„Wenn Sie so einen Stuss erzählen, da muss ihnen doch selbst schlecht werden.“ - Heftige Worte ist man bei Bürgerversammlungen in Pulling gewohnt. Dass aber selbst Oberbürgermeister Dieter Thalhammer sich einer sehr bildlichen Sprache bedient, ist doch eher selten. Allerdings gaben die Bürger ihm auch allen Grund dazu. Beim Thema Ausbau der Bahnlinie kochten die Emotionen nämlich hoch. Der vierspurige Ausbau wird es nämlich erfordern, dass eine Lärmschutzwand errichtet wird. Das fünf Meter hohe Bauwerk wird nämlich die Ortschaft förmlich zerschneiden.
Allerdings es gibt eine Alternative: Die Bahn in einen Trog zu verlegen. Damit würden sich die Baukosten allerdings vervierfachen. Die Pullinger hätten aber noch lieber eine ganz andere Lösung: Die Bahn in einen Tunnel verlegen. Am liebsten würden sie den OB, mit genau diesem Vorschlag nach München schicken. Der soll dann zum Minister gehen, und sagen: „So und nicht anders wird das gemacht.“ „Was, wenn sie Nein sagen“, wollte der Oberbürgermeister wissen. Aber das ließen ihm die Pullinger nicht durchgehen. Denn, so viel weiß man in dem Dorf vor den Toren Freisings, das Geld dafür ist ja da. Am liebsten würde man das Geld vom Transrapid nehmen. Dass die Gelder aus dem Wissenschaftsministerium kamen, und die Beträge längst für Forschung und der Entwicklung anderer Schlüsseltechnologien ausgegeben wurden, dass konnte die Pullinger nicht stören. Zur Not könnte man ja auch den Ausbau des Autobahnringes um München stoppen und das Geld lieber in Pulling verbuddeln.
OB Dieter Thalhammer wollte eigentlich nach einem Plan B ausarbeiten für den Fall, dass es auch mit der Bahn im Trog nicht klappt. Dafür entwickelten die Pullinger bereits eine weitere Verschwörungsteorie. Der viergleisige Ausbau wird demzufolge nämlich nicht etwa vom Flughafen, der Bahn sondern von den Freisingern betrieben. Die Domstadt verhindert damit nämlich die Marzlinger Spange und sorgt so dafür, dass sie nicht vom Regionalverkehr abgekoppelt werden.
Schadenfreude ist sicher kein nobler Zug. Allerdings kann man sich eines kleinen Schmunzeln nicht ersparen, wenn man daran denkt, wie verschiedene Gemeinden und Ortschaften sich vehement gegen den Transrapid gestellt haben. Alle wollten sie lieber eine Express-S-Bahn. Vorsichtige Hinweise, dass so ein Zug viel Lärm macht und mitten durch die Ortschaft rasselt, wurden sofort ausgeschlagen. Jetzt bekommt man den Bahnausbau und ist dennoch höchst unzufrieden. Nun ja, wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Und wenn man nichts daraus lernt, dann hat man ihn in gewisser Hinsicht auch verdient.

Von Bürgerversammlung Pulling


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