Montag, 20. Oktober 2008

Menschenrechte eingefordert

„Nein. Wir lassen nicht zu, dass wieder zur Tagesordnung übergegangen wird“ - Das ist ganz klar Ziel der Tibet-Initiative Freising-Moosburg. Auch nachdem das olympische Feuer längst verloschen ist, die Augen der Weltöffentlichkeit sollen weiter nach China blicken. Die dortigen Menschenrechtsverletzungen Publik gemacht werden. Gleich vier Referenten hatte man zu einem Vortragsnachmittag in den Gasthof zur Länd eingeladen. Denn es sollte nicht nur um die Tibeter gehen. Auch andere „Minderheiten“ haben unter dem autoritären chinesischen Regime zu leiden, wie beispielsweise die Uiguren. Asgar Can, Vorsitzender der uigurischen Gemeinde in München, stellte gleich zu Beginn seines Vortrages fest, dass das Wort „Minderheit“ schon falsch gewählt ist. Denn dort wo die Uiguren leben, in Xinjiang, dass von den Uiguren als Ostturkestan bezeichnet wird, stellen sie die Mehrheit. Dass heißt, sie stellten einst die Mehrheit. Bereits seit Jahrzehnten wird von der chinesischen Politik eine agressive Ansiedelungspolitik betrieben. Das heißt Chinesen werden mit Versprechungen und höheren Löhnen dorthin gelockt. Und wenn es Arbeit gibt, dann werden zunächst Chinesen eingestellt. Vor allem in der Ölwirtschaft – In Ostturkestan werden reiche Vorkommen vermutet – werden überhaupt keine Uiguren eingestellt. Die Uiguren dürfen auch nicht ihre Sprache sprechen, und werden in ihrer Religionsausübung eingeschränkt. So ist Jugendlichen der Zugang zu Moscheen verboten. Einige Eltern haben ihre Kinder daher in Nachbarprovinzen geschickt, wo chinesische Muslime lange ungestört ihren Glauben praktizieren konnten. Aber auch das ist nicht mehr möglich. Unlängst haben die dortigen Behörden dreihundert uigurische Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren verhaftet. Die Eltern bangen um deren weiteres Schicksal. Hinzu kommt, dass die Uiguren eben keine „Lichtgestalt“ wie den Dalai Lama haben. Im Gegenteil, als Moslems sind sie eher verdächtig. Hilfe gibt es auch nicht von anderen moslemischen Staaten. Im Gegenteil. „Die meisten muslimischen Länder sind Diktaturen und die Herrscher machen lieber Geschäfte mit China als ihren Glaubensbrüder zu helfen“ stellt Asgar Can fest, „Folge: Flüchtlinge aus China werden abgeschoben und sind dann als Separatisten Folter und Gefängnis ausgesetzt“
Thomas Ölmann, der die Lage der Tibeter beschrieb, konnte eine ähnliche Entwicklung aufzeigen. Auch in Nepal werden Flüchtlinge, die aus Tibet kommen verhaftet und nach China zurückgebracht. Und es droht eine weitere Verschlimmerung der Situation. China und Indien sind seit Jahrzehnten verfeindet. China annektierte 1949 auch einen Teil der indischen Provinz Ladakh. Doch seit einiger Zeit nähern sich die beiden asiatischen Großmächte einander an. Vor allem geht es um Handel. Doch Thomas Ölmann fürchtet, dass dies irgendwann auch Konsequenzen für die rund 100000 in Indien lebenden tibetischen Flüchtlinge haben könnte.
Doch nicht nur ethnische Minderheiten sind in China von der Verfolgung betroffen sondern auch religiöse. Besonders hart trifft es die Falun-Gong-Bewegung, wie Klaus Müller erläuterte. Für Aussenstehende ist es oft schwer nachvollziehbar, warum es überhaupt zu derartig harten Maßnahmen gegen eine friedliche religiöse Bewegung kommen konnte. Schließlich geht es anders als bei den Uiguren und Tibetern oder auch Mongolen nicht um Land und Bodenschätze sondern letztlich „nur“ um eine Glaubensangelegenheit. Doch dieses „Nur“ hat es eben in sich. Die Kommunistische Partei Chinas sieht sich nämlich beispielsweise selbst für Fragen der Moral odeer allgemein was „falsch“ und was „richtig“ ist, zuständig. Da das ganze Regime höchst korrupt ist, wird somit in einer Bewegung die sich selbst der Wahrhaftigkeit verschrieben hat, natürlich zu einer Bedrohung. Von ähnlichen Verfolgungsmaßnahmen sind daher auch verschiedene christliche Gruppen betroffen.
Doch wie schlimm es in China ist, es geht sogar noch schlimmer. Darüber konnte Karl Förster, 1. Vorsitzender des Vereins „Helfen ohne Grenzen“ berichten. Die Hilfsorganisation ist im birmesisch-thailändischen Grenzgebiet tätig. Dort herrscht ein mörderischer Krieg zwischen der offiziellen birmesischen Armee verbündet mit einigen Drogenlords und verschiedenen ethnischen Minderheiten. Ein Konflikt unter dem vor allem die Zivilbevölkerung zu leiden hat. Die meisten der Anwesenden hatten schon einiges über das Not und Leid unterdrückter Menschen in China erfahren, aber was Karl Förster zu berichten hat, ließ wirklich noch einmal jeden das Blut in den Adern gefrieren: Menschen, die über Minenfelder getrieben werden, Armeen die Vergewaltigungsprämien zahlen, und Kriegsfinanzierung über Drogenlabore. Karl Förster war dabei sogar selbst mehrmals in Birma. Ein nicht gerade ungefährliches Unterfangen. So wurden bereits mehrere Rucksacksanitäter getötet, mehrere Schulen und eine Klink niedergebrannt. Doch trotz aller Entbehrungen und Gefahren für Karl Förster ist das kein Grund aufzuhören. Man kann ja schließlich nicht einfach zur Tagesordnung übergehen.

Von China-Vorträge


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