Freitag, 22. August 2008

Pfiffe, Pfiffe, Pfiffe



Pfiffe, Pfiffe und nochmals Pfiffe. Als Ministerpräsident Günther Beckstein nach Freising kam musste er sich nicht nur dem Protest der zahlreichen Startbahngegner stellen. Seine Rede ging nahezu in einem ohrenbetäubenden Pfeiffkonzert unter.
Dabei hatte der Tag noch friedlich angefangen. Zunächst einmal stand der Besuch beim Oberbürgermeister Dieter Thalhammer an. Auch dieser machte aus seiner Haltung gegen die 3. Startbahn keinen Hehl, dennoch war ihm die Freude, einen Ministerpräsidenten empfangen zu dürfen, deutlich anzumerken. Im weiteren Verlauf durften die Sprecher der verschiedenen Bürgerinitiativen in einer Fragerunde ihr Wort direkt an den Ehrengast richten. Fragen, Argumente und Antworten waren natürlich wohlbekannt. So bezweifelten die Startbahngegner den Bedarf für eine dritte Startbahn, und verwiesen auf den steigenden Ölpreis.



Ministerpräsident Günter Beckstein führte hingegen die besondere Bedeutung für die Wirtschaft an. Dabei wurde auch herausgehoben, dass dies von SPD und Grünen im Bund sowie in der Stadt München genau so gesehen wurde. Bereichert wurde dies mit dem Versprechen sämtliche Einwände ernst zu nehmen und genau zu prüfen. Auf einige Fragen wie, warum die Startbahn so wichtig für die wirtschaftliche Region sei, und ob mit der Abwanderung von Betrieben bei einer Nichtverwirklichung zu rechnen sei, blieb der Ministerpräsident aber die Antwort schuldig. Während diese Diskussion im kleinen Sitzungssaal noch relativ ruhig blieb und die Rednerabfolge weitgehendst eingehalten wurde, brodelten die Emotionen auf dem Marienplatz schon höher. Als sich der Ministerpräsident den Weg durch die Menschenmasse bahnte, wurde er von einem Pfeifkonzert in der Lautstärke mehrerer startender Jumbojets begleitet. Die Pfiffe und Buhrufe rissen während des gesamten Abends nicht ab und waren lediglich was das Intensitätsniveau betraf Schwankungen unterworfen.
Den geballten Unmut bekam auch der Freisinger Landtagsdirektkandidat Dr. Florian Herrmann ab, obwohl sich dieser durchaus versuchte in die Reihen der Startbahngegner zu integrieren. Eine Rolle, die ihm die meisten Demonstranten jedoch nicht abkauften.



Noch lauter wurde der Protest, als Ministerpräsident Günther Beckstein Position zur 3. Startbahn bezog. Wobei er auch hier deren Bedeutung für die wirtschaftlich prosperierende Region Münchner Umland herausstellte. Nachdem einige seiner Apelle an die „Gegner“ doch tolerant zu sein, und auch mal zuzuhören keine Wirkung hatte, stellte er die Demonstranten zumindest teilweise in die Ecke Undemokraten. Dabei stellte er auch die Vermutung in den Raum, dass das gar keine besorgten Bürger aus dem Landkreis sondern angereiste Berufsdemonstranten seien in den Raum. Der Themenwechsel zur Inneren Sicherheit, und dass Bayern alles tue, um seine Bürger vor Krimminellen zu schützen, kam, so empfanden es zumindest einige Zuhörer, nicht von ungefähr.
(Video folgt)


Sehr geehrter Herr Beckstein
Zunächst einmal Gratulation, dass sie nach Freising gekommen sind, um sich der Diskussion über die 3. Startbahn zu stellen. Leider reicht es aber nicht aus, zu sagen, die Startbahn ist für die wirtschaftliche Entwicklung notwendig. Speziell wenn Bürger nachfragen, wäre es recht schön, wenn sie erklären könnten, wie die 3. Startbahn und Wirtschaft zusammenhängen.
Im Übrigen, es mag ja sachlich richig sein, dass Grüne und SPD auf Bundesebene auch für den Flughafen sind. Allerdings erstaunt es mich doch, das auf einmal der politische Gegner quasi zum Vordenker der CSU ernannt wird. Wenn sie für die 3. Startbahn sind, dann finden sie bitte selbst Argumente dafür, und reden sie sich bitte nicht auf Rot-Grün raus.
Auch auf die Frage: Warum es auf dem Flughafen zum einem noch freie Kapazitäten geben soll, und dennoch ein Ausbau erforderlich sein soll, blieben sie die Antwort schuldig. Statt dessen stellten sie die zahlreichen Gegendemonstrante in die Reihe von Undemokraten und vermuteten, dass diese extra als Störer extra angereist seien. Ich kann ihnen versichern, dass ein Großteil der Leute auf dem Marienplatz wachechte Freisinger waren, denen einfach ihre Art von Politik nicht gefallen haben.
Und dass sie ihren Unmut durch Pfeiffen zum Ausdruck brachten, ist etwas das nicht undemokratisch, sondern im höchsten Sinne demokratisch ist. Wer sich herausnimmt, vor einer großen Menschenmenge zu reden, der hofft, dass seine Worte mit großem Beifall bedacht werden. Er muss aber eben genauso in Kauf nehmen, dass die bei Missfallen eben mit Pfiffen bedacht werden.
Nachdem Sie ja oft genug mit Applaus bedacht wurden. Ich erinnere da mal an den politischen Aschermittwoch, sollten sie auch die Größe haben einige Pfiffe hinnehmen zu können. Zu einer Demokratie gehört eben auch dass es unterschiedliche Meinungen gibt. Sollten wir jemals verpflichtet werden, der bayrischen Staatsregierung nur mehr zujubeln zu dürfen oder Proteste nur mehr in stiller Form ausüben zu dürfen, dann haben wir eben keine Demokratie mehr.

Hochachtungsvoll


Stefan Jahnel
PS: Da sie ja einige Fragen den Bürgerinitiativen schuldig blieben, habe ich mal ein bisschen für sie recherchiert.


Flughafen als Wirtschaftsfaktor
Kein Unternehmen spielt wohl ernsthaft mit dem Gedanken sich abzusiedeln, weil die 3. Startbahn nicht gebaut wird. Allerding: Bei der Neuansiedelung stellen ein breites Angebot an Flugverbindungen bei international agierenden Unternehmen durchaus ein Faktor unter vielen dar.

Freie Kapazitäten/Fehlende Kapazitäten
Es gibt Tageszeiten, an denen es am Flughafen freie Kapazitäten gibt und es gibt Zeiten, an denen der Flughafen bereits jetzt überlastet ist. Das ist wie mit der S-Bahn. Früh muss man sich reinquetschen und in der Nacht hat man einen ganzen Wagon zur Auswahl.

Steigender Ölpreis.
Bei Linienfluggesellschaften macht der Anteil der Kosten am Kerosin nur 10 bis 20 Prozent der Gesamtkosten aus. Dadurch wird beispielsweise bei steigenden Ölpreisen Autofahren schneller teurer als fliegen. Das gilt aber nicht für Billigfluggesellschaften.

Klima.
Moderne Flugzeuge können Verbrauchswerte von 3 Kilo Kerosin pro 100 Personenkilometer erreichen. Es ist als Einzelperson also oft was den CO2 Ausstoß betrifft schonender zu fliegen als alleine in einem Auto zu fahren. Und Vorsicht: Nicht das CO2 sondern Wasserdampf (Kondensstreifen) stehen in dem Verdacht besonders klimschädigend zu sein. Bahnfahren oder Busreisen ist freilich wesentlich klimaschonender.

Beckstein


(Bitte auf das Foto klicken)
(Fotos: Jasmin Kern)

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