Montag, 30. Juni 2008

Arrogante Architekten

Es sollte eine Informationsveranstaltung sein. In der Mehrzweckhalle wurde über den Neubau des Feyerabendhauses berichtet. Und Informationen gab es in der Tat reichlich. So erklärten die drei Gewinner des Architektenwettbewerbes, warum, wieso und weshalb sie ihre Gebäude genau in der von ihnen eingereichten Weise geplant hatten.
Man hatte mitunter das Gefühl, als wollten sie ihr Publikum schwindlig reden. Doch hässlich bleibt hässlich“, blieb einfach das Urteil der überwiegenden Mehrheit der Bürger in der Mehrzweckhalle. Und Publikum gab es reichlich. Viele Bürger waren in die Halle gekommen, weil sie sich Sorgen um Ihre Stadt machten. Und als es dann an den geduldigen Zuhörern war, das Wort zu ergreifen, gab einer nach dem anderen seinen Ängsten freien Lauf. Der Sparkassenbau wird schon von den meisten als hässlich empfunden, wieso lehnt sich der Entwurf daran an?“ wollte der eine wissen, der andere betonte den besonderen Charakter der Herrenstraße, die durch das Feyerabendhaus seinen Abschluss findet. Jedesmal gab es tosenden Applaus.
Viele bewegte die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Schließlich hatte sich der Stadtrat dafür ausgesprochen, eine historische Fassade errichten zu lassen. Die Erklärung dafür scheint ein klein wenig den Tollhaus entsprungen zu sein. Denn zwar spricht der Stadtratsbeschluss eindeutige Worte, doch in dem Auslobungstext für den Architektenwettbewerb steht nur mehr eine höchst schwammige Formulierung. Unterschrieben ist dieses Schriftstück von Anita Meinelt. Eine Bürgerin wollte wissen, wie es zu dieser Diskrepanz kam, eine Antwort gab es aber nicht.
Hatten die Architekten, den Bürger versprochen: „Wir begegnen uns auf gleicher Augenhöhe“, so war davon später nicht mehr viel zu spüren „Überlassen Sie dass den Profis, die 30 Jahre Gebäude planen.“, wurde eine Frage mit voler Arroganz zurückgewiesen. Man lobte zwar die „sachliche Diskussion“, bezeichnete das Ansinnen der Bürger nach Neuaufbau der alten Fassade jedoch als „Geschminkte Leiche“
Besonders ärgerlich: Obwohl es von der Aussenansicht durchaus möglich wäre, weigerte sich jeder der drei Architekten einen Kompromiss einzugehen. Wäre die ganze Sache nicht eine so todtraurige, die dafür angeführten Beründungen warum eine historische Fassade nicht möglich wäre, entbehrten nicht einer gewissen Komik. Man müsste dann Mauern quer durch Fenster ziehen, um die Büroräume unterzubringen, versuchte einer der drei siegreichen Architekten den Bürgern weiß zu machen, selbst die Wärmedämmung musste herhalten. Hinter so einer historischen Fassade, sei allenfalls eine Wohnraumnutzung denkbar. Viele der Bürger und auch einige Stadträte hatten dass Gefühl hier für dumm verkauft zu werden.
„Der Stadtrat soll in seiner nächsten Sitzung beschließen, die Ergebnisse des Architektenwettbewerbes zu verwerfen“, forderte Ex-Stadtrat Erwin Köhler.

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