Samstag, 12. April 2008

Stolberg: 800 Neonazis "gedachten" Kevin

Mehrere hundert Menschen (nach Angaben der "Aachener Nachrichten": 800) kamen diesen Samstag nach Stolberg, davoneinige aus dem Raum Freising-Erding. Sie kamen, um eines Menschen zugedenken, der gewaltsam aus dem Leben gerissen wurde. Und doch hat es etwas Anrüchiges.

Kevin, das Opfer hat einen Namen, war nämlich zumindest im Umfeld der rechten Szene, "rechts" stand als politische Einstellung des jungen Mannes im studiVZ. Ermordet wurde er von Migranten. Und die Tat geschah in Anschluss an eine NPD-Veranstaltung. Natürlich scheint der Verdacht eines politischen Mordes da nahe zu liegen. Allerdings mag gelegentlich der Schein auch trügen.

Erschreckend, was auch in den diversen einschlägigen Internetforen passiert. „Endlich hat es einmal einen Täter erwischt“ ist auf einer linksextremistischen Plattform zu lesen. Philosophen haben sich Gedanken über Gewalt als Mittel der Politik gemacht. Mancher hat sich über die moralische Rechtfertigung des Tyrannenmordes den Kopf zerbrochen. DieseGedankengänge dem Mord an einem 19-jährigen Mitläufer überzustülpen, istaber schlichtweg pervers.

Auf den rechten Internetplattformen wird Kevin hingegen als "Märtyrer" gefeiert. Und man merkt wohl gar nicht, wie sehr man sich dabei selbst entlarvt. Dass sich Kevin in die Reihe all derer einreihen soll, die mit 17, 18 und 19 Jahren von einem verbrecherischen Regime in einen Krieg geschickt wurden, und dort zu verbluten, sollte eigentlich eherAbschreckung als Werbung für den Nationalsozialismus sein.

Das wohl Menschenverachtendste ist die Rechenschieberei. Munter werden Zahlen getöteter Neonazis mit denen von Toten bei Brandanschlägen und Opfern sogenannter Ausländerkriminalität gegenübergestellt und abgewogen, was sich nicht zum abwiegen eignet. "Auge um Auge, Zahn um Zahn" sollen Tote andere Toterechtfertigen. Dasa ein Unrecht, das auf ein anderes folgt, das erste nicht aufhebt, sondern damit das Unrecht in seiner Gesamtheit nur wächst,wird geflissentlich von beiden Seite übersehen.

Man mag freilich jetzt einwenden, dass ein ermordeter Neonazi eigentlich etwas ist, über das man am Besten den Mantel des Schweigens legen sollte. Ist also Totschweigen angesagt? Nein! Und zwar genau, weil wir eben keine Extremisten sind. Wir mögen uns mit den Ideen des Kevin nicht anfreunden. Wir bekämpfen sie sogar auf das entschiedenste. Aber egal wieviele NPD-Veranstaltungen er besucht hat, ob er Flugblätter verteilt hat, oder ob er Hackenkreuze geschmiert hat (was seine Familie, die sich von der rechtsextremen Szene distanziert, dementiert): Er hat dieses Schicksal nicht verdient. Nichts dergleichen rechtfertigt die Ermordung dieses jungen Menschen.

Wir wissen, dass dieser junge Mensch Angehörige hatte, Freunde, Menschen die ihn liebten, und diejetzt um ihn trauern. Ihnen gilt unser Mitgefühl. Das ist wichtiger als ein paar politisch wirre Gedankengänge.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es geht immer noch weiter in Stolberg, erst am Samstag sind wieder Neonazis durch die Stadt marschiert.
Mehr dazu habe ich auf http://www.antifa-dueren.org gefunden. * kopfschüttel *

Anonym hat gesagt…

Schweinerei, was mit diesem Jungen passiert ist.
Das war eindeutig politisch motiviert.

Hätte ein "Rechter" einen Ausländer umgebracht, würde Stolberg und der Rest Deutschlands jetzt Kopf stehen.

Ist doch irgendwie komisch, oder?